Der Alltag nach der Geburt eines Kindes bringt für viele Familien neue, spannende aber auch herausfordernde Aufgaben mit sich. Oft hilft ein Austausch mit anderen Müttern, Vätern und Familien, um Unsicherheiten in Bezug auf die neuen Eindrücke und Aufgaben beiseite zu schaffen. Das Mütter- und Familienzentrum (MüZe) in Karben bietet dafür Raum und Expertise an. Davon überzeugten sich vor kurzem auch die Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik, die Landtagsabgeordnete und sozialpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Lisa Gnadl, sowie Matthias Körner, künftiger Landtagsabgeordneter (alle SPD) bei einem gemeinsamen Besuch. Das ‚Herz des Hauses‘, so beschreibt es der Verein selbst, liegt mit dem MüZe-Treff ‚Alte Schule‘ im beschaulichen Karbener Stadtteil Burg-Gräfenrode. Hier tauschten sich die SPD-Politikerinnen und Politiker aus Bund und Land mit den Vorstandsfrauen des MüZe Karben e.V., Gabriele Ratazzi-Stoll, Oksana Ebert und Christine Dressler, sowie der Koordinatorin Mehrgenerationenhaus, Michaela Eichwede über deren aktuelle Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen aus.
Im besonderen Fokus des 1989 gegründeten Vereins stehen junge Mütter und Familien. „Gerade junge Eltern sehen sich in der Zeit vor und nach der Geburt mit vielen Fragen konfrontiert. Im MüZe finden sie hilfreiche Antworten auf ihre Fragen, Möglichkeiten zum Austausch mit anderen Eltern und bei Bedarf weiterführende Beratungs- und Unterstützungsangebote. Darüber hinaus ist der MüZeTreff „Alte Schule“ eine Anlauf-, Beratungs- und Begegnungsstätte für Menschen jeden Alters“, sagt Gabriele Ratazzi-Stoll.
Doch die Arbeit habe sich in den letzten Jahren verändert. Das liege hauptsächlich auch an der gestiegenen Nachfrage, die vielerlei Gründe habe. Hier würden unter anderem die großflächigen Neubaugebiete in Karben und der näheren Umgebung, aber auch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie eine Rolle spielen.
Vielerorts haben sich daraufhin neue Familienzentren gegründet. Doch nicht in jeder Stadt oder Gemeinde gebe es ein eigenes Familienzentrum. Das sei jedoch kein Problem, da die bestehenden Familienzentren in diesem Fall in der Regel auch von den Bürger*innen der Nachbargemeinden genutzt werden, in denen es kein Mütter- und Familienzentrum gibt.
„Wenn zu uns nach Karben auch immer wieder junge Familien aus den Nachbargemeinden kommen und sich gegenseitig austauschen, ist das eine gute Sache. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die umliegenden Gemeinden dem MüZe in Karben eine große Wertschätzung entgegenbringen. Das Karbener Familienzentrum leistet einen wesentlichen Beitrag für die soziale Arbeit in der südlichen Wetterau“, stellt der gewählte Landtagsabgeordnete Matthias Körner fest.
Doch auch der Arbeitsaufwand habe sich in den letzten Jahren verändert. Durch den hohen bürokratischen Aufwand und die Inflation müsse immer wieder geschaut werden, ob die Kurs- und Beratungsangebote auch in Zukunft kostenfrei beziehungsweise für einen niedrigen Betrag aufrechterhalten werden können. Besonders die Beantragung von Fördergeldern sei beschwerlicher geworden, berichteten die Mitarbeiterinnen. Die hohen Anforderungen seien für Ehrenamtliche kaum mehr erfüllbar. „Wir als SPD-Fraktion im Landtag haben uns vorgenommen, die Familienzentren weiter zu fördern und nachhaltig zu finanzieren. In der Praxis wird immer wieder deutlich, wie hoch die Hürden für die Beantragung von Fördergeldern sind. Es ist dringend notwendig, diese abzubauen! Wir müssen insbesondere die sozialen Institutionen bürokratisch entlasten. Es kann nicht sein, dass die Hälfte der Arbeitszeit für das Lesen und die Beantragung von Förderrichtlinien aufgebracht werden muss“, erklärt die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Lisa Gnadl.
Abschließend ging es in dem gemeinsamen Austausch noch um die aktuellen Haushaltsberatungen im Bundestag. Dort sei im Entwurf des Bundesfamilienministeriums angedacht, die jährlichen Mittel für Mehrgenerationenhäuser, zu dem auch das MüZe in Karben zählt, von 40.000 Euro auf 38.000 Euro zu kürzen. Das hätte auch Auswirkungen auf die Arbeit des Familienzentrums. „ Zurzeit wird im Bundestag und innerhalb der Koalitionsfraktionen der Haushaltsentwurf verhandelt. Gerade das Familienministerium steht diesbezüglich besonders im Fokus. Die Zahlen, die im Raum stehen, sind allerdings Teil des Haushaltsentwurfs. In unserem Grundgesetz ist das Budgetrecht des Deutschen Bundestags verankert – das heißt die Hoheit über den Bundeshaushalt liegt im Parlament. Die Haushälter der SPD-Fraktion arbeiten im Moment rund um die Uhr daran, zufriedenstellende Lösungen zu finden. Noch kann ich dazu nichts Handfestes sagen – denn die Verhandlungen werden noch einige Wochen andauern. Der Bundeshaushalt steht durch die aktuelle politische Lage und zahlreiche Krisen unter schwierigen Ausgangsbedingungen. Als SPD-Bundestagsfraktion ist es uns wichtig, dass die innere, äußere und die soziale Sicherheit nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wir wollen einen guten Weg finden, um mit dem kommenden Bundeshaushalt zu investieren, zu entlasten und gleichzeitig unseren Zusammenhalt zu stärken. Die Anregungen von vor Ort nehme ich gerne mit in die laufenden Beratungen“, ordnete die SPD-Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik abschließend ein.