Die direkt gewählte Wetterauer Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik (SPD) traf sich mit dem gemeinnützigen Unternehmen Inklusive Arbeit Wetterau gGmbH (InkA), um sich über die Entwicklungen im Bereich der Inklusion im Wetteraukreis auszutauschen. Geschäftsführer Jochen Rolle und Mitarbeiterin Sandra Jost empfingen Natalie Pawlik in ihrem Büro in der Bad Nauheimer Bahnhofsallee.
InkA begann am 01.08.2017 ihre Arbeit als unabhängige und gemeinnützige Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung. „Der Mensch mit seinen Wünschen und Vorstellungen steht bei uns im Mittelpunkt“, erläuterte Jochen Rolle. Das Unternehmen habe es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Behinderung beim Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu unterstützen, um ihnen soziale Teilhabe zu ermöglichen. In den letzten fünf Jahren hat das Team um Jochen Rolle bereits 220 junge Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernbehinderung sowie deren Familien unterstützt und begleitet. „Wir unterstützen unsere Klienten bereits lange bevor sie die (Förder-)Schulen verlassen. Dabei versuchen wir, ihnen durch verschiedene Praktika einen Eindruck vom Arbeitsmarkt zu verschaffen. Auch bei der anschließenden Suche nach einer beruflichen Bildung, einer Ausbildung oder eines Arbeitsplatzes unterstützen wir an vielen Stellen. Anträge stellen, Gespräche mit der Agentur für Arbeit und möglichst alle Informationen zu den entsprechenden Angeboten geben ist ein Teil unserer Arbeit. Wir wollen den klassischen Weg in die Behindertenwerkstätten von Menschen mit geistiger Behinderung als Automatismus aufbrechen“, bekräftigte Jochen Rolle.
InkA biete Unterstützung in verschiedenen Lebensabschnitten. Dies sei durchaus problembehaftet, da die unterschiedlichen Kostenträger sich mit der Finanzierung der wichtigen ganzheitlichen Arbeit des Unternehmens über verschiedene Lebensabschnitte schwertun. Jochen Rolle lobte dennoch das Förderinstrument ‚Budget für Arbeit‘ des Landeswohlfahrtsverbandes, „auch wenn man es in manchen Feinheiten noch weiterentwickeln kann.“ Über das Budget für Arbeit kann beispielsweise ein Lohnkostenzuschuss an einen Arbeitgeber gezahlt werden, der einen Menschen mit Behinderung in ein Angestelltenverhältnis übernimmt, sofern der Arbeitnehmer auch einen Rechtsanspruch auf einen Werkstattarbeitsplatz für Menschen mit Behinderung hat.
Natalie Pawlik ist im Bundestag Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales, und ist dort die Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion für die Bundesagentur für Arbeit. Der Ausschuss für Arbeit und Soziales ist zudem federführend mit dem Bürgergeld befasst, das Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) noch in diesem Herbst umsetzen werde. „Das Bürgergeld wird die Bürokratie reduzieren – auch für Menschen mit Behinderung. Es darf nicht sein, dass die staatliche Unterstützung vom korrekten Ausfüllen seitenlanger Antragsformulare abhängt. Hier werden wir Bürokratie abbauen, damit diejenigen, die Hilfe brauchen, leichter von der Unterstützung des Staats profitieren können. Für uns ist klar, dass die Menschen im Leistungsbezug mehr Vertrauen und mehr Respekt verdient haben“, stellt Pawlik einen wichtigen Aspekt des neuen Bürgergeldes vor.
Während im Arbeitsleben bereits einige Vorgaben und Instrumente für mehr Inklusion bestünden, sei das bei der Freizeitgestaltung deutlich anders. „Außerhalb ihres Arbeitsplatzes haben Menschen mit Behinderung, insbesondere bei geistiger Behinderung, häufig leider nur wenige soziale Kontakte. Sie vereinsamen häufig“, erklärt Mitarbeiterin Sandra Jost.
Bereits während ihrer Schulzeit, als stellvertretende Landesschulsprecherin, engagierte sich die Bundestagsabgeordnete Pawlik für das Themenfeld Inklusion und entwickelte Konzepte zur inklusiven Beschulung im Rahmen der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. „Bei Inklusion denken viele zuerst an eine Rampe oder an abgesenkte Bordsteine, damit sich zum Beispiel Rollstuhlfahrer*innen selbstständig im öffentlichen Raum bewegen können. Dabei vergessen wir häufig, dass Inklusion auch für Menschen mit einer geistigen Behinderung verwirklicht werden muss. Es ist noch ein langer Weg, bis wir in Deutschland alle Vorgaben der Behindertenrechtskonvention erfüllen. Gemeinsam mit unseren Koalitionspartnern in der Bundesregierung haben wir uns allerdings einiges vorgenommen, um behindertenpolitisch einen großen Schritt nach vorne zu machen. Zu diesem Zweck haben wir uns unter anderem vorgenommen, das Behindertengleichstellungsgesetz, das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zu überarbeiten“, führt Pawlik aus.
„Der Einsatz und das Engagement von Jochen Rolle und Sandra Jost sind ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Arbeit mehr ist als nur Geld verdienen. Arbeit bedeutet Wertschätzung und Anerkennung, stärkt das Selbstvertrauen und bietet vielfältige Möglichkeiten zu sozialen Kontakten. Arbeit ist damit ein wesentlicher Bereich der Inklusion“, bedankt sich die Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik für den Einblick und die Impulse, die sie aus dem Gespräch mitnehmen wird.