Herausforderungen gemeinsam angehen – Pawlik zu Besuch bei Landwirt Marc Michel in Ranstadt

Natalie Pawlik

Preise schnellen in die Höhe, Lieferungen werden knapp. Vielerorts wird zurzeit über Getreide gesprochen. Das hat unter anderem auch mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu tun. Denn Russland erschwert seit Kriegsbeginn bis heute den Export von Weizen durch das Schwarze Meer. Darunter leiden vor allem die Länder des globalen Südens. Durch die ausbleibenden Lieferungen befürchten Experten, dass sich die Hungerkrise in den davon betroffenen Ländern massiv zuspitzen könnte. Das beschäftigt auch die deutschen Landwirte, die gleichzeitig mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen haben.


Um sich ein Bild davon zu machen, traf sich die direkt gewählte Wetterauer Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik (SPD) im Rahmen ihrer Sommertour „Genial. Regional. Wetterau – Unterwegs mit Natalie Pawlik“ mit dem Ranstädter Landwirt Marc Michel auf dessen Hof. Dabei tauschten sie sich über aktuelle Themen der Landwirtschaft und die gegenwärtige Situation aus.


Michel betreibt den Aussiedlerhof in Ranstadt-Ober-Mockstadt nun schon in vierter Generation gemeinsam mit seinem Vater Hans als Familienbetrieb. Zum täglichen Geschäft gehört neben den Aufgaben des Agrarservices, wie Heu- und Strohhandel und dem Getreide- und Kornmaisdrusch, vor allem der Ackerbau. Zwei festangestellte Mitarbeiter sorgen dafür, dass die Geschicke auf dem Hof rund laufen, im Sommer sind es bis zu fünf Erntehelfer zusätzlich. „Ich bin als kleines Kind auf einem Selbstversorger-Bauernhof groß geworden. Deshalb fühle ich mich der Landwirtschaft besonders verbunden“, erzählt Pawlik.


Gleich zu Beginn des Gesprächs macht Michel klar, was ihn im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg am meisten beschäftigt. Es sei die neue Agrarreform der Europäischen Union, die 2023 in Kraft treten soll. Aktuell laufen über die genaue Ausgestaltung noch Beratungen zwischen dem Bund und den Ländern. Einige Eckpunkte seien aber bereits klar. Höchst umstritten sei dabei die geplante Stilllegung der Ackerflächen. Denn nach den neuen EU-Vorgaben müsse jeder Landwirt ab 2023 vier Prozent seiner Ackerfläche stilllegen. Durch diese Maßnahme erhoffe man sich eine Stärkung der ökologischen Vielfalt. „Das stößt bei uns Landwirten auf Unverständnis. Wir wollen im Rahmen unserer Möglichkeiten die Lebensmittelversorgung unterstützen, doch stattdessen werden wir eher ausgebremst. Die teilweise willkürlichen Bestimmungen, die auf die Regionen eher zweifelhaft angewendet werden, sind für uns nicht nachvollziehbar. Im Endeffekt hätte das auch Auswirkungen auf die Erntemenge“, gibt Landwirt Marc Michel zu bedenken. Die EU hat angesichts drohender Lebensmittelknappheit darauf reagiert und eine Ausnahme von der Stilllegungs-Regelung für 2023 beschlossen. 


Deutschland werde sich diesem Weg anschließen, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium in der letzten Augustwoche mit. Die Bauern können im nächsten Jahr nun selbst entscheiden, ob sie die Fläche bewirtschaften oder doch stilllegen und dafür entsprechende Ersatzleistungen erhalten. Experten gehen davon aus, dass durch die Aussetzung der Stilllegung circa vier Millionen Tonnen mehr Getreide produziert werden könnten. Diese Menge entspräche ungefähr zehn Prozent der eigentlichen deutschen Getreideproduktion. „Ich bin sehr froh, dass wir eine politische Lösung gefunden haben, die beiden Seiten gerecht wird. Eine nachhaltige Bewirtschaftung von Flächen ist wichtig. Ökologische Vielfalt ist ein wirksames Mittel im Kampf gegen den Klimawandel und darf nicht unter den Tisch fallen. Wenn wir die Klimaschutz-Maßnahmen zu weit nach hinten schieben, werden wir die Konsequenzen des Klimawandels noch stärker zu spüren bekommen als bisher. Deshalb war die Entscheidung über die Agrarreform auch so schwierig und politisch hochsensibel“, erklärt Pawlik.


Im Anschluss an das Gespräch wurde während eines Hofrundgangs deutlich, mit wie viel Arbeit und Einsatz Familie Michel ihren Hof bewirtschaftet. Auf dem Weg vorbei an einer großen Lagerhalle, in der mehrere tausend Tonnen Weizen lagern, wird klar, dass auf einem landwirtschaftlichen Betrieb nach der Ernte keineswegs Ruhe einkehrt. In den nächsten Wochen und Monaten werden der Abtransport der Ernte vorbereitet, die auf Hochtouren gelaufenen Landmaschinen gewartet und bereits die Aussaat für das nächste Jahr geplant. Eben ein ganz normales Jahr im Leben eines Landwirts. Die Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik ist davon beeindruckt. „Ich bin sehr dankbar für den offenen Empfang von Familie Michel. Es war mir wichtig, mich direkt vor Ort zu informieren. Der Austausch mit Herrn Michel zeigt erneut, dass es am Ende, wie in vielen Bereichen, immer nur gemeinsam geht. Politik, Landwirte und Verbraucher müssen die Herausforderungen gemeinsam angehen. Nur so können wir Interessen zusammenbringen und unsere regionale Landwirtschaft stärken. Das ist gerade in diesen Zeiten, in denen uns die Abhängigkeit von globalen Märkten auch in der Landwirtschaft vor Augen geführt wird, wieder besonders wichtig.“, erklärt Pawlik abschließend.